Montag, 30. April 2012


Leiharbeit: Tausche Vorbildmodell gegen Bürokratismus

Die Arbeitskräfteüberlassung ist ein besonders wichtiges Instrument der österreichischen Arbeitsmarktflexibilität und unverzichtbar für den Wirtschaftsstandort Österreich! Mit dem zur Begutachtung vorgelegten BMASK-Gesetzesentwurf zur Arbeitskräfteüberlassung wird aus einem österreichischen Vorbildmodell ein Negativbeispiel mit Wettbewerbsnachteil. 

Dabei hätte es so einfach sein können: 2008 wurde auf europäischer Ebene die EU-Leiharbeitsrichtlinie beschlossen. Diese hätte Österreich gar nicht weiter betroffen, da die österreichische Situation mit einem eigenen Kollektivvertrag für Zeitarbeit im europäischen Vergleich als Vorbildmodell gilt und daher eine weitere Umsetzung in Österreich nicht erforderlich gewesen wäre. Aber warum Gutes belassen? Diese Frage dürfte man sich im Ministerium auch gestellt haben. Das Resultat: man hat es geschafft, deutlich über die europäischen Vorgaben hinaus, hemmende Rahmenbedingungen zu finden und den administrativen Aufwand zu erhöhen! 

Zeitarbeit ist in Österreich ein wichtiger Standortfaktor gerade in der heutigen Zeit. Da Arbeitszeitflexibilisierung, welche diese Bezeichnung auch verdient, von der Arbeitnehmerseite seit Jahren verdammt und verwehrt wird, ist Zeitarbeit eine Möglichkeit, Auftragsspitzen abzuarbeiten. Flexiblere Arbeitszeitgestaltung auf Betriebsebene ist ein wichtiger, standortsichernder Schritt! 

Mit dem BMASK-Gesetzesentwurf geht man einen Schritt zurück und gefährdet wieder einmal den Wirtschaftsstandort Österreich! 

Durch eine umfassende Absicherung der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen durch die Verknüpfung von Arbeitskräfteüberlassungsgesetz (AÜG) und Kollektivvertrag für die Arbeitskräfteüberlassung (KV AKÜ) haben wir in Österreich seit vielen Jahren einen hohen Leiharbeitskräfteschutz. Der vorgelegte Gesetzentwurf berücksichtigt die Kollektivvertragssituation nicht ausreichend, schafft Rechtsunsicherheit und eine Erschwerung bei der Administration der Arbeitskräfteüberlassung. Ein Dämpfer für unsere Wirtschaft gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten!

Leiharbeit ist ein wesentlicher, zentraler Faktor in vielen Bereichen der Wirtschaft, ohne den wir einen eindeutigen Wettbewerbsnachteil im europäischen Vergleich hätten! Nicht zu vergessen, dass auch der personell stark unterbesetzte Gesundheits- und Pflegebereich von diesen Einschränkungen betroffen wäre. Negative Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft sind vorprogrammiert! 

Wie wäre es zur Abwechslung mit Vorschlägen, die den österreichischen Wirtschaftsstandort stärkenn und somit auch den Wohlstand von uns allen unterstützen? Hören wir auf mit kontraproduktiven Ideen, die uns in schwierigen Zeiten noch Steine in den Weg legen! 

Ihre Doris Bock

2 Kommentare:

  1. Leider werden in den Blogs immer nur die Sichtweisen der Wirtschaft vertreten, im Namen der Standortgefährdung wird alles gefordert und vieles verteufelt. Nie oder ganz selten kommt in den Kommentaren das Wort "GEMEINSAM" - Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/innen - vor. Wir stehen vor gravierenden gesellschaftspolitischen Umbrüchen, in denen das GEGENEINANDER nicht mehr funktionieren wird. Die alten Sichtweisen haben ausgedient: Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer, Bund gegen Länder, Rot gegen Schwarz, Alte gegen Junge, etc.

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  2. Sehr geehrter Blogger, Sie sprechen mir aus dem Herzen! In unserer heutigen Gesellschaft haben ideologische Standpunkte und Sichtweisen keinen Platz mehr. Ein Unternehmen ist nur so gut, wie seine Mitarbeiter. Und Mitarbeiter können nur gut sein, wenn sie in einem modernen, innovativen Unternehmen arbeiten und ihre!
    Industriebetriebe stecken viel Geld in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter – siehe auch das von uns initiierte ZIS Fürstenfeld/Güssing, wo burgenländische Unternehmen ihren Mitarbeitern Stipendien bezahlen, dass diese ein universitäres Studium berufsbegleitend machen können (www.zis-ff.at) – und immer mehr auch in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter (siehe www.betriebliche-gesundheit.at). Das tun sie, weil sie sich um den großen Wert ihrer Mitarbeiter bewusst sind und sie ihre guten Mitarbeiter im Betrieb halten wollen, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben!
    Egal von welcher politischen Seite Vorschläge kommen, Hauptsache ist, dass das Ziel erreicht wird. Was die gegensätzlichen Meinungen der politischen Parteien betrifft, so gebe ich Ihnen auch völlig Recht! Aber wir stehen immer vor irgendwelchen Wahlen und die inhaltliche Abgrenzung der verschiedenen Parteien wird immer schwieriger!
    Dass wir der Erhaltung unseres Wirtschaftsstandortes viel Bedeutung beimessen, erklärt sich von selbst. Wandern die Betriebe ab, erhöht sich gleichzeitig die Arbeitslosigkeit. Das Beispiel Griechenland führt uns gerade mit aller Wucht vor Augen, wie weit eine Wirtschaft ohne produzierenden Sektor kommt! So eng hängen Arbeitgeber und Arbeitnehmer aneinander!
    Ihre Doris Bock

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