MINT 2020 – der Unterricht von morgen
Die Industriellen Vereinigung hat am 18.02.2013 das gemeinsam mit
der Universität Klagenfurt erarbeitete Unterrichtskonzept MINT2020 vorgestellt
und damit ein dringend notwendiges Rahmenkonzept für einen visionären und
begeisternden MINT-Unterricht der Zukunft vorgelegt!
Wir müssen heute handeln und alles dafür tun, dass wir
Begeisterung und nachhaltiges Interesse an den MINT (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften, Technik)- Fächern bei Kindern und Jugendlichen schaffen!
Als Innovationsstandort sind wir auf qualifizierte Fachkräfte aus den
MINT-Bereichen angewiesen um den Ausbau von Innovationskraft voranzutreiben –
zum Erhalt von unserem Lebensstandard und Wohlstand!
Österreich leidet schon seit längerem an einem eklatanten
Mangel an technisch-naturwissenschaftlich Qualifizierten, die für unseren
Wohlstand eine Schlüsselkomponente einnehmen! Bereits heute haben mehr als acht
von zehn Industrieunternehmen Probleme, qualifiziertes Personal zu finden.
Trotz der top Jobaussichten für die Absolventen der
MINT-Bereiche – bis 2020 werden insgesamt fünf Millionen neue Jobs im
technischen Bereich in Europa entstehen – stehen MINT-Fächer bei der
Ausbildungswahl niedrig im Kurs.
Mit MINT 2012 wollen wir eine nachhaltige Veränderung
bewirken! Die österreichischen Schüler und Schülerinnen zeigen derzeit eine
sehr geringe instrumentelle und zukunftsorientierte Motivation in den
Naturwissenschaften auf, die auf Sinn- und Verwendungszusammenhänge zielt.
Diese ist aber zentral für die Identifikation mit den Fächern und somit auch
für die spätere Berufswahl. Auch im Hinblick auf die Leistungsebene zeigt sich,
dass unsere Schüler und Schülerinnen in Mathematik und den Naturwissenschaften
nur im Durchschnitt der OECD liegen. Durch innovative Lehr- und Lernumwelten
müssen wir den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, fachliche Kompetenz,
subjektiven Sinn, positive Emotionen und ein Kompetenzerleben in den
MINT-Fächern zu entwickeln!
Um diese Entwicklung zu ermöglichen, müssen wir den
Unterricht von heute in ein zukunftsfähiges Morgen heben! Der Unterricht muss
anwendungsbezogener, problemlöseorientierter, offener und handlungsorientierter
werden! Unsere Schülerinnen und Schüler müssen forschend Lernen dürfen. Gerade
die Naturwissenschaft und Technik bietet
unzählige Wege, zu Lernendes praktisch umzusetzen. Durch fächerübergreifendes
Lernen haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, das Gelernte in
einem viel größeren Zusammenhang zu sehen. Es wird somit viel leichter, einen
Sinn hinter dem Gelernten zu sehen und das Gelernte wird nachhaltiger
gespeichert.
Um andere zu begeistern, muss man selber begeistert sein!
Daher sehen wir im Unterricht von morgen Lehrpersonal, dass Begeisterung im
Fach mitbringt und als Rollenvorbild für die Kinder dienen kann. Aber auch die
Schülerinnen und Schüler sollen die Begeisterung weitergeben, durch die
zeitweise Übernahme der LehrerInnenrolle vor Mitschülern und Schülern anderen
Schulstufen. Somit werden neben dem Erlernten auch social & soft skills trainiert.
Wesentlich für die Stärkung der Kompetenz in den
MINT-Fächern ist auch ein geschlechtergerechter MINT-Unterricht. Mädchen und
Buben müssen gleichermaßen angesprochen werden! Das bedeutet eine
geschlechtergerechte Interaktion im Unterricht und die Auswahl von Themen, die
beide Geschlechter ansprechen. Denn leider sind nach wie vor Frauen in der
Forschung in Österreich eine Seltenheit.
Die Tatsache, dass wir derzeit im Schulsystem darauf setzen,
dass alle Schüler und Schülerinnen zur gleichen Zeit den selben Stoff mit der
gleichen Methode lernen, ist nicht mehr zeitgemäß und steht im Widerspruch mit
lernpsychologischen Erkenntnissen. Daher sieht MINT2012 eine Förderkultur im
Sinne innerer Differenzierungsmaßnahmen als unumgänglichen Bestandteil der
nachhaltigen Unterrichtsgestaltung. Das Eingehen auf besondere Begabungen sowie
spezielle Defizite prägen den Unterricht ebenso, wie Einzel-und Gruppenförderungen
in der Schule, außerhalb und parallel zum Regelunterricht!
Ein zentrales Element von MINT2020 ist der Werkunterricht
neu. Das Potential des Werkunterrichts muss voll ausgeschöpft werden! Im
Werkunterricht von morgen haben Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit, das
Gelernte praktisch anzuwenden und somit MINT-Fächer in der Praxis anzuwenden.
Da eine Stärkung der Kompetenz in den MINT-Fächern und eine persönliche Bezugsbildung zu den
gelernten Inhalten ein wesentlicher Erfolgsfaktor sind, fordern wir auch eine
neue Prüfungskultur. Wir müssen wegkommen vom derzeit häufigen Auswendiglernen!
Wer nur auswendig lernt, der hat kein tieferes Verständnis für die Inhalte. Wir
müssen anfangen, in den Prüfungen Anwendungsfragen und Problemlösefragen zu
stellen, für deren Beantwortung ein tieferes Verständnis notwendig ist.
Die offene Schule von morgen ist nicht mehr an das
Schulgebäude gebunden. Der Lernraum wird auf verschiedene Bereiche erweitert.
Werkstätten, Bibliotheken, Museen, Unternehmen etc., werden so zu
blickwinkelerweiternden Lernorten.
Um den Innovationsstandort Österreich nachhaltig zu sichern,
brauchen wir heute ein Umdenken! Wir müssen das natürliche Interesse von
Kindern am Entdecken und Erforschen fördern und unterstützen. Von der
Volksschule bis zur Universität. Nur wenn wir es schaffen, den Schülerinnen und
Schülern die entscheidende Kompetenz in den MINT-Fächern zu vermitteln, um
ihnen eine aktive Partizipation an unserer immer stärker
technologieorientierten Innovationsgesellschaft zu ermöglichen, werden wir
unseren Wohlstand und Lebensstandard auch für die nächsten Generationen sichern
können!
Ihre Doris Bock