Mittwoch, 19. Dezember 2012

Schritt für Schritt – Eine Annäherung an ein effizientes und nachhaltig finanzierbares Gesundheitssystem


Die Mühlen mahlen langsam, wenn es in Österreich darum geht Systeme, effizient und nachhaltig umzugestalten. Das gilt auch für das Gesundheitssystem. Nach fast zweijährigen Verhandlungen von Bund, Ländern und Sozialversicherung hat man sich auf eine 15a-Vereinbarung zu einem gemeinsamen Zielsteuerungssystem-Gesundheit geeinigt - ein wichtiger Schritt zur Steigerung der Effizienz in der Gesundheitsversorgung! Grundlage ist ein Ausgabendämpfungspfad, durch den eine kumulierte Kostendämpfung von 3,4 Milliarden Euro bis 2016 realisiert werden soll.

Das ist bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung, denn derzeit leisten wir uns eines der teuersten Gesundheitssysteme der OECD-Staaten mit hohem Effizienzpotential!

Das Österreichische Gesundheitssystem bietet der Bevölkerung Zugang zu qualitativ hochwertigen Leistungen und sichert eine flächendeckende Versorgung. Damit wir die bestmögliche medizinische Versorgung auch weiterhin für die gesamte Bevölkerung sicherstellen können, bedarf es jetzt grundlegender und zukunftssichernder Reformen des Gesundheitssystems!

Um ein Umsetzung der bisher beschlossenen Reformmaßnahmen auch zu gewährleisten, braucht es zu allererst eine klare Zuordnung der jeweiligen Finanzierungsverantwortung und verbindliche Sanktionsmechanismen! Dann wird es auch schon höchste Zeit sich den weiteren reformbedürftigen Faktoren des Gesundheitssystems anzunehmen. Denn das Gesundheitssystem krankt leider noch an vielen Ecken und Kanten!

Hohe Kostenverursacher sind die zersplitterten Kompetenzen im Gesundheitswesen und die leider häufigen und unnötigen Doppelgleisigkeiten. Besonders im Hinblick auf die drohenden Kostensteigerungen durch die demografischen Veränderungen müssen wir rasch gegensteuern, sonst werden die Kosten vollends aus dem Ruder laufen!

Effizienzsteigerung ist in vielen Bereichen des Gesundheitssystems möglich und dringend notwendig! Derzeit leisten wir uns in Österreich quasi „zwei Gesundheitssysteme“ nebeneinander. Durch die strikte Trennung zwischen stationärem und niedergelassenem Bereich, die durch mangelnde gemeinsame Planung, Finanzierung und Steuerung sowie aufwändige Parallelstrukturen gekennzeichnet ist. Die strikte Kompetenztrennung und die Pauschalabgeltung der Krankenversicherungsträger für spitalsambulante Leistungen bewirken falsche Anreize, mitunter Leistungsverschiebungen aus dem niedergelassenen Bereich in die Spitäler. Unnötige Mehrkosten sind die Folge!

Viele Behandlungen, die ambulant in gleicher Qualität, aber kostengünstiger vorgenommen werden könnten, werden stationär durchgeführt. Das liegt unteranderem an den Rahmenbedingungen die für den niedergelassenen Bereich gelten aber nicht mit dem stationären Bereich abgestimmt werden. Es fehlen z.B. adäquate Öffnungszeiten an Wochenenden und Feiertagen im niedergelassenen Bereich, die PatientInnen ins Spital ausweichen lässt. Die Parallelstrukturen müssen überarbeitet werden und die Leistungen auf der richtigen Versorgungsebene erbracht werden!

In den meisten Spitälern werden zu viele Behandlungen angeboten, die sich sowohl in ökonomischer, aber auch in qualitativer Hinsicht nachteilig auswirkt. Die empfohlenen Mindestfallzahlen werden in vielen Fällen nicht erreicht somit entstehen hohe Kosten pro Behandlung. Es muss eine Abstimmung zwischen den einzelnen Spitälern betreffend der angebotenen Behandlungen geben. Spezialisierte Standorte für bestimme Operationen wären hier eine effiziente Lösung!

A
n dieser Stelle möchte ich aber auch darauf hinweisen, dass nicht nur in den Spitälern Einsparungspotential vorhanden ist sondern auch die Verwaltung der GKK  eingeschrenkt werden
könnte!

Ein weiteres Problem für die Krankenhäuser ist die gesetzlich sehr detailliert vorgeschriebene Krankenhausorganisation, die den Krankenhäuser wenig Spielraum bietet wenn es darum geht, auf spezifische, sachliche oder räumliche Gegebenheiten eingehen zu können. Um hier ein effizienteres Krankenanstaltenwesen zu ermöglichen, dürfen die Vorgaben, wie zu Personal, Organisation oder Infrastruktur, die Krankenhäuser nicht übermäßig einschränken! Hinzu kommt, dass diese Vorgaben in den Bundesländern oft unterschiedlich geregelt sind – ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Effizienzsteigerung!

Ein bundesweit einheitliches Krankenanstaltengesetz könnte die Rahmenbedingungen für eine effiziente und treffsichere Steuerung des Gesundheitssystems optimieren!

Um Transparenz und Vergleichbarkeit zu schaffen, sollte die Finanzierung des laufenden Betriebs der Krankenanstalten einschließlich Investitionen ausschließlich über ein einheitliches Abrechnungssystem (z.B. das LKF-System) erfolgen.

Damit PatientInnen in Zukunft auf der richtigen Versorgungsebene behandelt werden, muss die Position des Hausarztes/der Hausärztin als zentrale Rolle für die Gesundheit der PatentInnen gestärkt werden. So können Überweisungen an andere Ebenen (z.B. Fachärzte) in einem sinnvollen Ausmaß gehalten werden.

Abschließend möchte ich noch einen weiteren problematischen Faktor für unser Gesundheitssystem aufführen - wir selber. Die österreichische Bevölkerung weist trotz überdurchschnittlichem Ressourceneinsatz eine unterdurchschnittliche Gesundheitserwartung auf. Dies ist nicht alleine auf Effizienzmängel im System zurückzuführen sondern auch auf einen nachlässigen Umgang mit der eigenen Gesundheit und einem der Gesundheit nicht förderlichen Lebensstil. Unser Gesundheitssystem ist zu kurativ und zu wenig präventiv orientiert. Darüber hinaus fehlt es an Anreizen, die die Versicherten zu einem gesünderen Lebensstil animieren. Durch Prävention könnte die Krankenstandshäufigkeit (durch Krankheit und Unfall) reduziert werde. Das würde auch gleich einen signifikanten volkswirtschaftlichen Mehrwert bringen: 2008 betrugen die Wertschöpfungsverluste infolge von Krankenständen 4,8 Milliarden!

Sie sehen, es gibt viele Bereiche und Faktoren des Gesundheitssystems die unbedingt reformiert gehören! Es kann nicht sein, dass wir durch ineffiziente Strukturen und Angebote das Gesundheitssystem weiter belasten! Im Interesse unserer Zukunft sollten wir die notwendigen Reformen zügig durchführen! Wenn wir nicht rasch Maßnahmen setzen, sehe ich den Zugang zu qualitativ hochwertigen Leistungen und einer gesicherten, flächendeckenden Versorgung gefährdet. Meine Appell an Bund, Ländern und Sozialversicherung, investieren wir nicht weiter in ein krankes System sondern gehen wir die Reformen an und schaffen ein effizientes, nachhaltiges und finanzierbares Gesundheitssystem!

Ihre Doris Bock

Freitag, 14. Dezember 2012

Kurzarbeit- endlich die ersten Verbesserungsschritte 

In Zeiten großer konjunktureller Herausforderungen müssen gezielte Maßnahmen getroffen werden, damit Unternehmen konjunkturelle Einbrüche bewältigen und Arbeitsplätze erhalten werden können!
 

Daher war es auch höchste Zeit, die nun von der Bundesregierung angekündigten Verbesserungsschritte im Bereich der Kurzarbeit, anzugehen. Diese Maßnahmen können jedoch nur als Anfang gesehen werden! Denn zur Optimierung des Kurzarbeits-Instrumentariums sind noch viele weitere Schritte notwendig!
 

2009 wurde das Kurzarbeits-Instrumentarium befristet umgesetzt. Auch wenn dies ein wichtiger Schritt in der Finanz- und Wirtschaftskrise war, darf nicht vergessen werden, dass die Umsetzung für die Unternehmen auch mit sehr hohen Kosten verbunden war. Daher ist eine rechtzeitige Attraktivierung der Rahmenbedingungen für die Kurzarbeit dringend erforderlich!
 

In Österreich hat auch die zwingend verlangte Sozialpartnervereinbarung  für die Betriebe zu spürbare Zusatzbelastungen geführt! Bei unserem Nachbarn Deutschland ist dies für Betriebe nicht gesetzlich vorgeschrieben. Daher konnte die Kurzarbeit dort auch fünfmal häufiger in Anspruch genommen werden und hat in Deutschland somit auch stärker zur Beschäftigungssicherung beigetragen! Dieses Beispiel zeigt ganz deutlich, dass eine betriebsfreundliche Umsetzung des Kurzarbeits-Instrumentariums nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe stützt, sondern auch ein wesentliches Instrument zur Beschäftigungssicherung ist! Diese Unterstützung, im Sinne der Unternehmen und der ArbeitnehmerInnen, wünsche ich mir auch für Österreich!
 

Wir brauchen in Österreich ein Umdenken! Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es dringend notwendig, stärker auf individuelle Herausforderungen der Unternehmen einzugehen!
 

Die nun beschlossenen Maßnahmen, wie die geplante Abdeckung des erhöhten Dienstgeberaufwandes für die Sozialversicherung bei der Kurzarbeit ab dem 5. statt - wie bisher - ab dem 7. Monat, ist bereits ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die Übernahme des erhöhten Sozialversicherungsaufwandes ab dem 1. Monat bei der Kurzarbeit mit Qualifizierungsmaßnahmen sowie die Wechselmöglichkeit von Kurzarbeit zu Kurzarbeit mit Qualifizierung sehe ich als positive Signale. Jedoch sind sie noch lange kein Grund zu Jubeln! Es bedarf noch vieler Verbesserungen bis das Kurzarbeits-Instrumentarium eine Qualität erreicht hat, auf die wir in Österreich längerfristig bauen können!
 

Kurzarbeit muss attraktiver werden! Wir brauchen weitere Optimierungsmaßnahmen! Weshalb diese bisher noch nicht möglich waren, kann ich, gerade in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation, nicht nachvollziehen! Wie das Beispiel Deutschland zeigt, ergibt sich durch eine sinnvolle Implementierung des Kurzarbeits-Instrumentariums eine Win-Win-Situation. Für die Betriebe, die ArbeitnehmerInnen, für den Wirtschaftsstandort und für Österreich.
 

Bleiben wir im Gespräch, damit auch in Österreich die Kurzarbeit über kurz oder lang zu einem unterstützenden Instrumentarium wird!
 

Ihr Bernd Zauner