Dienstag, 27. November 2012

Umfassende Reformen zum Steuer- und Abgabensystem braucht das Land


Ich bin mir sicher, wir sind uns alle einig, wenn es darum geht, dass wir in Österreich mehr Wachstum und damit mehr Arbeitsplätze  schaffen müssen. Über das „wie“  ist sich die Politik jedoch seit längerem unschlüssig. Eine Verzögerung, die wir uns nicht leisten können. 

Wir müssen rasch Maßnahmen setzen, die zielführend sind. Daher hat die Industriellenvereinigung gemeinsam mit Unternehmern eine umfassende Reform zum Steuer- und Abgabensystem vorgelegt. In dem ausgewogenen Konzept werden konkrete Wege vorgestellt, damit mehr Arbeitsplätze und Wachstum geschaffen werden und den Menschen mehr Geld von ihrem Einkommen bleibt. Ein faires, transparentes und einfaches neues Steuersystem!

Der Faktor Arbeit muss dringend entlastet werden! Die vorgelegt Reform beinhaltet eine Senkung der derzeit sehr hohen Abgabenquote von 41,9 Prozent auf 38 Prozent des BIP. Diese Maßnahme würde den Faktor Arbeit nachhaltig entlasten und geht einher mit substanziellen ausgabenseitigen Strukturreformen.

Status Quo

Die Industrie schlägt ein neues Stufenmodell mit fünf Stufen vor. Nicht notwendige Ausnahmen, Absetzbeträge und Steuerbegünstigungen sollen gestrichen und der Tarifsteuersatz an den effektiven Grenzsteuersatz herangeführt werden. Auch die „Sechstelbegünstigung" soll aufkommensneutral in den neuen Tarif integriert werden. 

Die Steuerpflicht soll früher einsetzen, ähnlich wie im Rest Europas: Im Rahmen des Gesamtpakets soll die Steuerbemessungsgrundlage von derzeit 11.000 Euro auf rund 9.280 Euro gesenkt werden. Somit leisten in Folge mehr Menschen einen Beitrag zum öffentlichen Haushalt, jedoch mit wesentlich niedrigerem Einstiegssteuersatz von zehn Prozent. 

Der effektive Steuersatz steigt in Stufen von zehn auf 20, 30, 40 Prozent bis 43,75 Prozent an. Bis 2016 soll aber der effektive Steuersatz für Einkommen ab 196.000 Euro brutto weiter 50 Prozent betragen. Die Tarifstufen werden angepasst.



Mit dem Lohnsteuertarif NEU kann so eine Entlastung von rund 8,4 Milliarden Euro geschaffen werden! Es kommt zu einer breiten  Entlastung der Steuerpflichtigen! 

Wesentliche Hebel aus Sicht der Industrie sind hier die Senkung des Unfallversicherungsbeitrages sowie eine Senkung des Beitrages zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF).  Weiteres Potential bestehe unter anderem zur Senkung des Krankenversicherungs- und Arbeitslosenversicherungsbeitrages, des Wohnbauförderungsbeitrages und der Reduktion der Kommunalsteuer. 

Mit einer Streichung von Ausnahmen und Steuerbegünstigungen in der Einkommen- und Umsatzsteuer sowie einer Gebührenreform können wir das komplizierte Steuersystem vereinfachen und entlasten.  



Damit das Budgetdefizit nicht weiter steigt, müssen die Maßnahmen mit Strukturreformen in der Größenordnung von 4 Prozent-Punkten des BIP einhergehen. Potenzial sehen wir in den Bereichen Pensionen, Gesundheit, Verwaltung und im Bereich Förderungen und Subventionen.

Die Strukturreformen sind ein essentieller Punkt der Reform - sie ermöglichen eine substanzielle Entlastung des Faktors Arbeit und sie generieren positive Wachstumseffekte - wie die Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria zeigt.



Die Einführung einer Vermögensteuer halte ich nach wie vor für eine Gefährdung der heimischen Wirtschaft! Sie würde Kapital aus Unternehmen entziehen und die Eigenkapitalstruktur schwächen. Sie hemmt damit Investitionen und vernichten Arbeitsplätze. Ganz zu schweigen von dem enormen administrativen Aufwand, den die Vermögenssteuern verursachen würden!

Die Ausgewogenheit des Steuerkonzeptes ist der IV ein zentrales Anliegen und Kernpunkt der Überlegungen.  Mit dem neuen Konzept würde  Beschäftigung und Wachstum generiert, niedrige und mittlere Einkommen im neuen Lohnsteuertarif entlastet  und niedrige Einkommen in ihren Konsumausgaben durch die vorgeschlagene Senkung des Steuersatzes auf Lebensmittel um fünf Prozent entlastet.  Aber auch höhere Einkommen profitieren - genauso wie die unteren Dezile - von den niedrigeren Eingangssteuersätzen und von der Senkung der Arbeitszusatzkosten würden kleine, mittlere und höhere Einkommen profieren.  Ein rundum faires, ausgewogenes und transparentes Konzept! 

Mit dem  vorliegenden Steuerkonzept soll der sozialen Zusammenhalt gestärkt und Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Wachstum gefördert werden. Denn, ich kann es gar nicht oft genug wiederholen, wir brauchen weniger, statt mehr Steuern!  Wir brauchen ein einfaches, effizientes und faires Steuersystem und müssen Strukturreformen dort umsetzen, wo es notwendig ist! Nur so können wir den Wirtschaftsstandort Österreich stärken und wettbewerbsfähig bleiben! Nun bleibt es abzuwarten ob die Politik den Mut besitzt, eine zukunftsorientierte und notwendige Reform endlich anzugehen. Ich wünsche es uns allen!

Ihr Manfred Gerger

Dienstag, 6. November 2012

Kein Konjunkturaufschwung in Sicht 

Wir müssen uns warm anziehen, denn auf uns kommt ein kalter Gegenwind zu! Und ich rede nicht vom Wetter sondern von der Konjunktur in Österreich.

Gab das erste Quartal 2012 noch Grund zur Zuversicht, so hat sich die Dynamik der folgenden Quartale erheblich vermindert. Es sind Nachrichten die große Sorgen bereiten! Die Industriekonjunktur stagniert derzeit.

Eine Besserung der Lage ist aus heutiger Sicht nicht vor dem zweiten Quartal 2013 zu erwarten. Das sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen Konjunkturbarometers der Industriellenvereinigung aus dem dritten Quartal 2012.

Es sind schwierige Zeiten! Die Eurozone ist erneut von einer Rezession betroffen. Bislang hat Österreich nur die überdurchschnittlich starke Verflechtung der heimischen Industrie mit der deutschen sowie der mittel- und osteuropäischen Wirtschaft vor einem Abgleiten in die Rezession bewahrt hat. Wir erleben dennoch die weitere Abkühlung der heimischen Industriekonjunktur, die österreichische Wirtschaft hat schon im Vorjahr das Vor-Krisen-Hoch aus dem Jahr 2008 übertroffen!

Dies gilt für die Ausbringungsleistung ebenso wie für die Exporte, für die Bruttoverdienste von Arbeitern und Angestellten ebenso wie für die Beschäftigung!

Der Wert des IV-Konjunkturbarometers (welches als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt wird), reflektiert die Abschwächung und fällt von +17 Punkten im zweiten auf nur noch +2 Punkte im dritten Quartal 2012 zurück!

Nur noch 35 Prozent der Unternehmen berichten von einem guten Geschäftsverlauf. 11 Prozent der Unternehmen sind mit einem dezidiert schlechten Geschäftsgang konfrontiert. Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage in der Industrie ist mit +24 Punkten auf den niedrigsten Stand seit 10 Quartalen gefallen! 

Die konjunkturelle Schwäche wirkt sich nun auch erheblich auf die Einstellungsneigung aus. Lediglich noch jedes 14. Unternehmen beabsichtigt, seinen Beschäftigtenstand zu erhöhen. Wohingegen  jedes dritte Unternehmen diesen zu verringern plant. 

Was unsere Unternehmen in der schwierigen Zeit brauchen, ist Unterstützung! Es ist höchste Zeit für, von uns bereits seit langem geforderte, notwendige Maßnehmen: Um einem Abbau an Arbeitskräften entgegen zu wirken, brauchen wir dringend Schritte Richtung Arbeitszeitflexibilisierung! Und es kann sich nur um eine weltfremde Wahrnehmung der Politik im Hinblick auf die Situation unserer Unternehmen handeln, wenn trotz drohender Rezession ernsthaft über weitere Steuererhöhungen, und somit zusätzliche massive Belastungen für unsere Unternehmen diskutiert wird! 

Der Zusammenhang von Konjunktur und Wohlstand (steigende Konjunktur=steigender Wohlstand und sinkende Konjunktur=sinkender Wohlstand), sollte eigentlich Jedem bewusst sein!

Mir scheint, dass der Ernst der Lage von vielen Politikern unterschätzt wird! Wir brauchen JETZT entlastende Maßnahmen für die österreichischen Wirtschaftsmotoren, denn laut IV-Chefökonom Helmenstein ist der untere Wendepunkt bei der Konjunktur noch nicht erreicht! Somit wird 2013 ein herausforderndes Jahr für unsere Industrie! 

Ihr Manfred Gerger