Montag, 7. Mai 2012

Wozu brauchen wir Rating – Agenturen?

In den letzten Tagen sind die Rating Agenturen wieder durch die Presse gegeistert. "Fitch bestätigt Triple A von Österreich", "EU Rating-Agentur vor dem aus", dann wieder "EU-Rating Agentur soll doch kommen". Mit einem kleinen Unkostenbeitrag von 300 Millionen Euro. Wie wichtig sind diese Rating Agenturen eigentlich?

Zunächst einmal eignen sie sich hervorragend dafür, ihnen den schwarzen Peter zuzuschieben. "Die bösen amerikanischen Rating Agenturen graden die EU Staaten völlig unberechtigt hinunter, um von den Problemen in den USA abzulenken" heißt es vielerorts. Somit könnte man ja alle diese Rating-Agenturen als politisch motivierte Handlanger einer strauchelnden Supermacht ansehen und nicht wirklich Ernst nehmen. 

Offensichtlich liegen diesen Gradings aber doch harte Fakten zu Grunde und so kann eine Regierung schon einmal nervös werden, wenn die "Prüfer" im eigenen Land sind. Da gelingt es plötzlich in Windeseile einen Stabilitätspakt zu schnüren und eine Schuldenbremse auf den Weg zu bringen. In Wirklichkeit haben aber nicht die Rating Agenturen Österreich dazu gezwungen, Reformen auf den Weg zu bringen. Das waren schon die Gläubiger. Einem hoch verschuldeten Land ohne Plan, diese Schulden auch wieder abbauen zu können, borgt man sein Geld halt nur mit einem höheren Zinssatz. Die Rating Agenturen sind sozusagen nur die Überbringer der Nachricht. 

Die Gläubiger haben, nebenbei bemerkt, Österreich auch trotz Herabstufung zweier Rating Agenturen noch keine höheren Zinsen abverlangt. Die waren ohnehin - trotz 3fach Triple A - schon vorher eingepreist. 

Aus diesem Grund sollte man die Rating Agenturen nicht für den Zustand des österreichischen Haushalts verantwortlich machen. Vielmehr müssen sich unsere Politiker in den Spiegel schauen und die Chance nutzen, durch den erhöhten Druck der Finanzmärkte die dringend notwendigen Reformen konsequent umzusetzen. Die Bevölkerung trägt schmerzliche, aber gut argumentierte Reformen sicherlich mit. Damit meine ich jedoch nicht ein Kaputtsparen und ein weiteres Anziehen der Steuerschraube, sondern die strukturellen Reformen, die seit Jahren überfällig sind, endlich anzugehen. Zudem würde ich der EU raten, die 300 Millionen Euro sinnvoller zu investieren, als in eine eigene Rating Agentur.                   

Ihr Bernd Zauner

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