Wozu brauchen wir
Rating – Agenturen?
In den letzten
Tagen sind die Rating Agenturen wieder durch die Presse gegeistert. "Fitch
bestätigt Triple A von Österreich", "EU Rating-Agentur vor dem
aus", dann wieder "EU-Rating Agentur soll doch kommen". Mit einem
kleinen Unkostenbeitrag von 300 Millionen Euro. Wie wichtig sind diese Rating
Agenturen eigentlich?
Zunächst einmal
eignen sie sich hervorragend dafür, ihnen den schwarzen Peter zuzuschieben.
"Die bösen amerikanischen Rating Agenturen graden die EU Staaten völlig
unberechtigt hinunter, um von den Problemen in den USA abzulenken" heißt
es vielerorts. Somit könnte man ja alle diese Rating-Agenturen als politisch
motivierte Handlanger einer strauchelnden Supermacht ansehen und nicht wirklich
Ernst nehmen.
Offensichtlich
liegen diesen Gradings aber doch harte Fakten zu Grunde und so kann eine Regierung
schon einmal nervös werden, wenn die "Prüfer" im eigenen Land sind.
Da gelingt es plötzlich in Windeseile einen Stabilitätspakt zu schnüren und eine
Schuldenbremse auf den Weg zu bringen. In Wirklichkeit haben aber nicht die
Rating Agenturen Österreich dazu gezwungen, Reformen auf den Weg zu bringen.
Das waren schon die Gläubiger. Einem hoch verschuldeten Land ohne Plan, diese
Schulden auch wieder abbauen zu können, borgt man sein Geld halt nur mit einem
höheren Zinssatz. Die Rating Agenturen sind sozusagen nur die Überbringer der
Nachricht.
Die Gläubiger
haben, nebenbei bemerkt, Österreich auch trotz Herabstufung zweier Rating
Agenturen noch keine höheren Zinsen abverlangt. Die waren ohnehin - trotz 3fach
Triple A - schon vorher eingepreist.
Aus diesem Grund
sollte man die Rating Agenturen nicht für den Zustand des österreichischen
Haushalts verantwortlich machen. Vielmehr müssen sich unsere Politiker in den
Spiegel schauen und die Chance nutzen, durch den erhöhten Druck der
Finanzmärkte die dringend notwendigen Reformen konsequent umzusetzen. Die
Bevölkerung trägt schmerzliche, aber gut argumentierte Reformen sicherlich mit.
Damit meine ich jedoch nicht ein Kaputtsparen und ein weiteres Anziehen der Steuerschraube,
sondern die strukturellen Reformen, die seit Jahren überfällig sind, endlich
anzugehen. Zudem würde ich der EU raten, die 300 Millionen Euro sinnvoller zu
investieren, als in eine eigene Rating
Agentur.
Ihr Bernd
Zauner
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