In ganz Österreich hat nun wieder die Schule begonnen. Die Kinder lernen dort fürs Leben, heißt es. Doch bereitet unser Bildungssystem die Kinder wirklich auf das Leben nach der Schule vor? Bekommen unsere Kinder wirklich jene Ausbildung in den Bereichen, welche sie für einen erfolgreichen Berufseinstieg benötigen?
Nein! Leider wurde der Bildungsbereich in Österreich über
Jahrzehnte stiefkindlich behandelt. In der Politik dürfte man vergessen haben,
dass Kinder unsere Zukunft sind! Und eine gute Zukunft geht Hand in Hand mit
guter Bildung und Ausbildung. Jetzt stehen wir an einem Punkt, an dem
weitreichende Reformen dringend notwendig sind, um unseren Kindern auch
wirklich einen erfolgreichen Start in das Leben nach der Schule zu ermöglichen.
Und ich rede nicht von kleinen Reformen im Schulwesen! Es sind Reformen
notwendig, die das gesamte Bildungssystem betreffen, vom Kindergarten bis zur Oberstufe!
Nur das Beste Bildungssystem kann den Industrie- und
Arbeitsstandort fortwährend erhalten. Dass das österreichische Bildungssystem
in vielen Bereichen nicht international wettbewerbsfähig ist, zeigen nicht
zuletzt die erschütternden PISA Ergebnisse. Welche Zukunft hat ein Kind, das gegen
Ende der Pflichtschulzeit nur unzureichend sinnerfassend lesen kann?
Wir brauchen endlich ein leistungs- und chancengleiches
Schulsystem, das individuell auf unsere Kinder eingeht, die unterschiedlichen
Begabungen und Talente erkennt und diese fordert und fördert! Wir können es uns
nicht mehr leisten uns nur an den Defiziten der Kinder zu orientieren!
Die Neue Mittelschule und Oberstufe Neu sind bereits ein
Schritt in die richtige Richtung, für mehr Individualisierung,
Leistungsorientierung und Begabtenförderung! Wenn man das auch so umsetzt, wie
vorgehabt!
Im Kindergarten und der Volksschule wird die Basis für einen
erfolgreichen Bildungsweg gelegt. Daher
müssen wir bereits im Kindergarten die sprachlichen, kommunikativen und
sozialen Fähigkeiten der Kinder fördern und verbessern! Wir brauchen bundesweite
Standards für die Rahmenbedingungen, beste Arbeitsbedingungen für Kindergartenpädagoginnen
und –pädagogen. Mittelfristig sollte auch eine Akademische Ausbildung für Kindergartenpädagoginnen und –pädagogen das
Ziel sein.
Die Pädagoginnen und Pädagogen in Österreich müssen mehr in
den Reformprozess einbezogen werden. Ihre Arbeit muss leistungsbezogen
entgolten werden. Um einen gleichen und konstanten Standard zu erzielen, müssen
auch Aus- und Weiterbildung vereinheitlicht werden. Wir brauchen engagierte
und motivierte Pädagoginnen und Pädagogen, die unsere Kinder auf ihren weiteren
Lebensweg vorbereiten und individuell auf ihre Fähigkeiten eingehen!
Haben Sie gewusst, dass die österreichischen
Bildungsausgaben mit zu den höchsten der Welt zählen? Aber was passiert mit den
rund 10,4 Milliarden Euro pro Jahr? Richtig, diese fließen zu einem Großteil in
den Verwaltungsapparat! Hier gibt es großes Einsparungspotenzial! Rund 1
Milliarden Euro sind ein realistisches Ziel, Effizienzsteigerung inklusive. Geld,
welches für die eigentliche Bildung dringend benötigt wird!
Ganz wichtig ist mir: wir müssen unsere Kindern und
Jugendlichen nicht nur besser Ausbilden, sondern auch besser auf den Eintritt
in das Berufsleben vorbereiten! Aus meiner Sicht sollte die Berufswahl anhand
von Neigung, Eignung und Interesse getroffen werden. Dies ist aber häufig nicht
der Fall! Daher fordern wir die Einführung des Unterrichtsfachs Bildungs- und
Berufsorientierung und eines Bildungscoaches nicht nur für die neuen
Mittelschulen sondern auch –und besonders- für die AHS. Damit sich die Jugendlichen früh einen
Überblick über ihre Möglichkeiten verschaffen können und einen Berufs- und
Bildungsweg auf ihren Fähigkeiten aufbauen können.
Für Jugendliche müssen die Fächer Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik (MINT)attraktiver gemacht werden. Denn hier
herrscht nach wie vor eine Mangel an Fachkräften und somit gute Jobaussichten. Daher
muss bereits im Kindergarten eine
stärkere Auseinandersetzung im spielerischen Kontext mit den einfachen
Prinzipien von Technik und Naturwissenschaft stattfinden und MINT systematisch
bis zur Universität im gesamten Bildungssystem verankert werden. Nur so können
wir in den MINT-Fächern den dringend benötigten Nachwuchs ausbilden und
international wettbewerbsfähig bleiben.
Eine Stärkung der Lehrlingsausbildung zur Sicherung der
Qualität und Qualifikation ist ein weiterer wichtiger Punkt. Eine Verbesserung
des Images und der Förderung von dualer Ausbildung sind wesentliche Schritte in diese Richtung.
Hochqualifizierte Jugendliche, das muss unser Ziel sein! Denn
ohne hochqualifizierte Arbeitskräfte ist auch der Standort Österreich in Gefahr. Für Betriebe
sind diese Arbeitskräfte der wichtigste Faktor für die Attraktivität eines
Wirtschaftsstandortes!
Wir müssen den Fachkräftenachwuchses in Österreich sichern!
Ohne qualifizierte Fachkräfte, kein gesicherter Wirtschaftsstandort, der
wiederum unseren Wohlstand sichert! Bereits 2011, im Zuge einer Unternehmensbefragung
zum Thema Qualifizierung der IV, haben 8 von 10 Industrieunternehmen angegeben,
dass sie Probleme haben, qualifizierte Fachkräfte in den Zukunftsfeldern wie
Produktion/Technik (86 Prozent) oder Forschung, Innovation und Entwicklung (67
Prozent) zu finden – Tendenz steigend! 25 Prozent haben Schwierigkeiten
geeignete Lehrlinge zu finden. Das sind alarmierende Zahlen!
Daher unsere Forderung: Wir brauchen die beste Bildung und
Ausbildung für unsere Kinder und Jugendliche! Sie haben ein Recht auf eine
Zukunft! Ohne qualifizierte Bildung und Ausbildung spielen wir sie nicht nur
der Arbeitslosigkeit in die Hände, sondern gefährden auch die Zukunft des
Wirtschaftsstandorts Österreich.
Sie sehen, es gibt noch viel zu tun, damit Bildung in
Österreich endlich zu dem wird, was es ist: DAS Zukunftsthema. Nicht erst
unsere Enkelkinder sollen in den Genuss der besten Bildung und Ausbildung
kommen. Meiner Ansicht nach ist es 5 vor 12, die Politik darf keine Zeit mehr
verlieren, denn die Reformen im Bildungsbereich werden jetzt benötigt!
Ihre Doris Bock