Der ÖGB sorgt sich um die hohe Arbeitsbelastung der
Österreicher und fordert daher mehr Freizeit und Erholungsphasen. Doch sehen
wir uns die Arbeitsbelastung in Österreich mal näher an: wir haben 25
vorgeschriebene Urlaubstage pro Jahr, damit liegen wir bereits deutlich über
dem EU-Schnitt, der bei 21,5 Urlaubstagen liegt. Zu den Urlaubstagen kommen pro Jahr in
Österreich noch 13 offizielle Feiertage. Auch hier liegen wir im europäischen
Spitzenfeld, der Durchschnitt liegt bei 9,6 Tagen. Eine Verlängerung des
Urlaubsanspruches bedeutet für unsere Betriebe eine Arbeitszeitverkürzung bei
vollem Lohnausgleich. Damit wären unsere Betriebe mit einer massiven
zusätzlichen Belastung konfrontiert, die den Wirtschaftsstandort gefährdet! Und
da nur ein sicherer und erfolgreicher Wirtschaftsstandort auch allen Menschen
Wohlstand bringt, wären wir alle im Endeffekt die Leidtragenden einer
Urlaubserhöhung und eines Wochenendfeiertagsausgleiches!
Die Grundidee, weniger Arbeit für den Einzelnen = mehr
Arbeitsplätze für alle ist zudem absolut falsch!
Denn durch eine Teilreduzierung der Arbeitszeit einer Person
wird das Arbeitsvolumen eben nicht auf mehrere Personen aufgeteilt! Das
Beispiel Frankreich zeigt es ganz deutlich: dort hat die Einführung der
35-Stundenwoche zu einer weniger wettbewerbsfähigen Wirtschaft geführt. Damit
verbunden, eine viel höhere Arbeitslosigkeit. Aufgrund der verheerenden Folgen
geht man in Frankreich wieder von der 35-Stundenwoche ab. Daher halte ich es für sehr gefährlich, über
eine Erhöhung der Urlaubstage auch nur nachzudenken, denn der Wirtschaftsstandort
Österreich würde massiv geschwächt
werden!
Um den Wirtschaftsstandort zu stärken und um den Familien
ein gemeinsames langes Wochenende zu ermöglichen, schlagen wir eine Verlegung
von Donnerstag-Feiertagen auf den
Freitag vor. Somit könnten Unternehmen strategische planen, was eine positive
Auswirkung auf die Wertschöpfung hätte. Die Angestellten hätten dafür ein
garantiertes gemeinsames langes Wochenende. Denn gerade bei den sogenannten
Fenstertagen besteht nicht für jeden Angestellten die Möglichkeit, sich frei
zunehmen. Darüber hinaus haben vielen Schulen an Fenstertagen geschlossen, was
wiederum zu organisatorischen Problemen für viele berufstätige Eltern führt. Die ÖGB-Forderung Wochenend-Feiertage am
Montag nachzuholen kommt für uns aus wirtschaftlicher Sicht nicht in Frage,
denn dadurch hätten wir wieder das Problem von weniger Arbeit bei
gleichzeitiger Erhöhung der Kosten. Und lassen wir all jenen, die am Wochenende arbeiten doch den Genuss von
Wochenend-Feiertagen!
Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass Österreich,
obwohl wir bei den Urlaubs- und Feiertagen zur EU-Spitze gehören, bei den
durchschnittlichen Arbeitsstunden pro Jahr im europäischen Mittelfeldliegen und
beim Pensionsantrittsalter rund vier Jahre unter dem OECD-Schnitt liegen. Im
Gegensatz dazu führen wir mit 38 Urlaubs-und Feiertagen, gemeinsam mit Malta,
im europäischen Vergleich. Von einem Ungleichgewicht im Hinblick auf Arbeitszeit
und Freizeit zu Lasten der Arbeitnehmer kann also nicht die Rede sein!
Der Erhalt von Arbeitsplätzen sollte unser Ziel sein! Damit
wir den Wohlstand und die Beschäftigung in Österreich nachhaltig und
langfristig sichern und ausbauen können. Das bedeutet den Faktor Arbeit
ENTLASTEN und nicht zusätzlich BELASTEN! Wir brauchen mehr Bewusstsein für die konjunkturelle
Situation in Österreich und den internationalen Wettbewerb! Vielleicht können
wir dann mit vereinten Kräften an konstruktiven Maßnahmen für unser aller
Zukunft arbeiten, statt durch unbedachte Vorschläge Arbeitsplätze in Gefahr zu
bringen!
Ihr Manfred Gerger