Mittwoch, 20. Februar 2013

MINT 2020 – der Unterricht von morgen

Die Industriellen Vereinigung hat am 18.02.2013 das gemeinsam mit der Universität Klagenfurt erarbeitete Unterrichtskonzept MINT2020 vorgestellt und damit ein dringend notwendiges Rahmenkonzept für einen visionären und begeisternden MINT-Unterricht der Zukunft vorgelegt! 

Wir müssen heute handeln und alles dafür tun, dass wir Begeisterung und nachhaltiges Interesse an den MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)- Fächern bei Kindern und Jugendlichen schaffen! Als Innovationsstandort sind wir auf qualifizierte Fachkräfte aus den MINT-Bereichen angewiesen um den Ausbau von Innovationskraft voranzutreiben – zum Erhalt von unserem Lebensstandard und Wohlstand!


Österreich leidet schon seit längerem an einem eklatanten Mangel an technisch-naturwissenschaftlich Qualifizierten, die für unseren Wohlstand eine Schlüsselkomponente einnehmen! Bereits heute haben mehr als acht von zehn Industrieunternehmen Probleme, qualifiziertes Personal zu finden.

Trotz der top Jobaussichten für die Absolventen der MINT-Bereiche – bis 2020 werden insgesamt fünf Millionen neue Jobs im technischen Bereich in Europa entstehen – stehen MINT-Fächer bei der Ausbildungswahl niedrig im Kurs. 



Mit MINT 2012 wollen wir eine nachhaltige Veränderung bewirken! Die österreichischen Schüler und Schülerinnen zeigen derzeit eine sehr geringe instrumentelle und zukunftsorientierte Motivation in den Naturwissenschaften auf, die auf Sinn- und Verwendungszusammenhänge zielt. Diese ist aber zentral für die Identifikation mit den Fächern und somit auch für die spätere Berufswahl. Auch im Hinblick auf die Leistungsebene zeigt sich, dass unsere Schüler und Schülerinnen in Mathematik und den Naturwissenschaften nur im Durchschnitt der OECD liegen. Durch innovative Lehr- und Lernumwelten müssen wir den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, fachliche Kompetenz, subjektiven Sinn, positive Emotionen und ein Kompetenzerleben in den MINT-Fächern  zu entwickeln!

Um diese Entwicklung zu ermöglichen, müssen wir den Unterricht von heute in ein zukunftsfähiges Morgen heben! Der Unterricht muss anwendungsbezogener, problemlöseorientierter, offener und handlungsorientierter werden! Unsere Schülerinnen und Schüler müssen forschend Lernen dürfen. Gerade die Naturwissenschaft  und Technik bietet unzählige Wege, zu Lernendes praktisch umzusetzen. Durch fächerübergreifendes Lernen haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, das Gelernte in einem viel größeren Zusammenhang zu sehen. Es wird somit viel leichter, einen Sinn hinter dem Gelernten zu sehen und das Gelernte wird nachhaltiger gespeichert. 

Um andere zu begeistern, muss man selber begeistert sein! Daher sehen wir im Unterricht von morgen Lehrpersonal, dass Begeisterung im Fach mitbringt und als Rollenvorbild für die Kinder dienen kann. Aber auch die Schülerinnen und Schüler sollen die Begeisterung weitergeben, durch die zeitweise Übernahme der LehrerInnenrolle vor Mitschülern und Schülern anderen Schulstufen. Somit werden neben dem Erlernten auch social  & soft skills trainiert. 

Wesentlich für die Stärkung der Kompetenz in den MINT-Fächern ist auch ein geschlechtergerechter MINT-Unterricht. Mädchen und Buben müssen gleichermaßen angesprochen werden! Das bedeutet eine geschlechtergerechte Interaktion im Unterricht und die Auswahl von Themen, die beide Geschlechter ansprechen. Denn leider sind nach wie vor Frauen in der Forschung in Österreich eine Seltenheit.
 

Die Tatsache, dass wir derzeit im Schulsystem darauf setzen, dass alle Schüler und Schülerinnen zur gleichen Zeit den selben Stoff mit der gleichen Methode lernen, ist nicht mehr zeitgemäß und steht im Widerspruch mit lernpsychologischen Erkenntnissen. Daher sieht MINT2012 eine Förderkultur im Sinne innerer Differenzierungsmaßnahmen als unumgänglichen Bestandteil der nachhaltigen Unterrichtsgestaltung. Das Eingehen auf besondere Begabungen sowie spezielle Defizite prägen den Unterricht ebenso, wie Einzel-und Gruppenförderungen in der Schule, außerhalb und parallel zum Regelunterricht!

Ein zentrales Element von MINT2020 ist der Werkunterricht neu. Das Potential des Werkunterrichts muss voll ausgeschöpft werden! Im Werkunterricht von morgen haben Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit, das Gelernte praktisch anzuwenden und somit MINT-Fächer in der Praxis anzuwenden.

Da eine Stärkung der Kompetenz in den MINT-Fächern  und eine persönliche Bezugsbildung zu den gelernten Inhalten ein wesentlicher Erfolgsfaktor sind, fordern wir auch eine neue Prüfungskultur. Wir müssen wegkommen vom derzeit häufigen Auswendiglernen! Wer nur auswendig lernt, der hat kein tieferes Verständnis für die Inhalte. Wir müssen anfangen, in den Prüfungen Anwendungsfragen und Problemlösefragen zu stellen, für deren Beantwortung ein tieferes Verständnis notwendig ist.

Die offene Schule von morgen ist nicht mehr an das Schulgebäude gebunden. Der Lernraum wird auf verschiedene Bereiche erweitert. Werkstätten, Bibliotheken, Museen, Unternehmen etc., werden so zu blickwinkelerweiternden  Lernorten.

Um den Innovationsstandort Österreich nachhaltig zu sichern, brauchen wir heute ein Umdenken! Wir müssen das natürliche Interesse von Kindern am Entdecken und Erforschen fördern und unterstützen. Von der Volksschule bis zur Universität. Nur wenn wir es schaffen, den Schülerinnen und Schülern die entscheidende Kompetenz in den MINT-Fächern zu vermitteln, um ihnen eine aktive Partizipation an unserer immer stärker technologieorientierten Innovationsgesellschaft zu ermöglichen, werden wir unseren Wohlstand und Lebensstandard auch für die nächsten Generationen sichern können!

Ihre Doris Bock




2 Kommentare:

  1. Sehr geehrte Frau Bock, ich denke das mangelnde Interesse an den mint Fächern kommt vorallem durch unmotivierte Lehrer! Wenn ich sehe wie z.B. der Physik-Unterricht meiner Tochter gestaltet wird, kommt mir das Grausen! Welche Fächer sind denn besser geeignet als die mint Fächer um durch spannende Experimente Wissen zu vertiefen? Meiner Meinung nach brauchen wir ein Beurteilungssystem für Lehrer! Lehrer ohne Engagement und Motivation könnten so leicht identifiziert werden und mit Konsequenzen konfrontiert werden. Ebenfalls würde ich mir Weiterbildung für die Lehrer wünschen, leider wird noch häufig veraltetes Wissen unterrichtet - gerade in den naturwisenschaftlichen Fächern, die täglich mit neuen Erkenntnissen aufwarten. Mich würde Ihre Meinung zu meinen Punkten interessieren. Ich bedanke mich im Vorhinein für Ihre Antwort. MFG, Hubert W.

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    1. Sehr geehrter Herr W.!
      Kinder sind von Natur aus neugierig, wissbegierig und experiementierfreudig. Diese Eigenschaften könnten sehr gut mit einer spannenden, frühkindlichen Erziehung gefördert werden. Da muss man schon im Kindergarten und in der Volksschule ansetzen. Die IV Burgenland bietet den Volksschulen schon seit Jahren Experimentierboxen zu verschiedenen technischen und naturwissenschaftlichen Themen an. Denn mit einem reinen Frontalunterricht werden wir unsere Kinder nicht mehr erreichen. Auch an einer besonderen Schulung der Kindergartenpädagoginnen wird in der IV gerade gearbeitet.
      Ich geben Ihnen vollkommen Recht, wenn Sie meinen, dass ein spannender und lebendiger, zeitgemäßer Unterricht das Interesse der Jugend an MINT Fächern fördern könnte. Es liegt aber nicht immer an unmotivierten Lehrern. Es liegt auch an unzureichend vorhandenen Experimentiermaterial und deren Finanzierung an den Schulen. Da heute Wissen ganz anders und sehr schnell abgerufen werden kann, müsste sich der Unterricht mehr darauf konzentrieren, Zusammenhänge , Verstehen, praktisches Tun oder Reden zu vermitteln. Und ganz wichtig wären aus meiner Sicht Realbegegnungen mit der Wirtschaft, um Gelerntes in Anwendung zu sehen.
      Eine neue Lehrerausbildung samt einem Auswahlsystem, das vor dem Studium zeigt, ob wer geeignet und berufen ist, Pädagoge zu werden, wird von der IV schon seit Langem gefordert!
      Falls Sie neue Ideen haben, wie MINT – Fächer besser bei der Jugend ankommen, nehme ich diese dankbar auf!
      Herzliche Grüße
      Ihre Doris Bock

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