Dienstag, 27. März 2012

Gleichstellung nicht Gleichmacherei

Die Gleichstellung von Frauen im Beruf ist mir ein wichtiges Anliegen und eine wesentlicher gesellschaftlicher Prozess! Und diese Gleichstellung muss bereits beim Einstieg in ein Unternehmen umgesetzt  und der Aufstieg auf der Karriereleiter ermöglicht werden. 

Denn, auch Männer werden nicht als Aufsichtsräte geboren.

Eine verpflichtende Frauenquote für  Aufsichtsräte oder auf Führungsebenen erachte ich für wenig zielführend und sehe das als abzulehnender Eingriff in die Eigentümerrechte. Durch die Einführung einer verpflichtenden Frauenquote lässt sich meiner Meinung nach keine wahre Gleichstellung erreichen. Eine erzwungene Frauenquote würde über kurz oder lang nur zu Frustration führen, bei den Frauen genauso wie beim Arbeitsgeber. Auch wird bei der aktuellen Diskussion nicht der unterschiedlich hohe Frauenanteil in den verschiedenen Branchen beachtet.  In der Industrie liegt der Anteil der männlichen Mitarbeiter zum Beispiel bei rund 70 Prozent. 

Um den Anteil an Frauen in Aufsichtsräten und auf Führungsebenen nachhaltig und dauerhaft zu erhöhen, müssen wir die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.  Nur 20 Prozent aller Studenten an technischen Universitäten sind Frauen. Eine Förderung bei atypischer Berufswahl und Ausbildungswahl ist unumgänglich, damit wir zukünftig mehr weibliche Führungskräfte in den sogenannten MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik)-Bereichen haben. Mehr Frauen als Personalverantwortliche würden ebenfalls für einen gesunden Ausgleich der Geschlechter in Unternehmen sorgen.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ebenfalls ein ganz wichtiger Faktor, um zukünftig mehr Frauen die Möglichkeit auf Führungspositionen zu bieten.
Eine Veränderung der Frauenquoten auf Führungsebenen und in Aufsichtsräten kann meiner Meinung nur durch die Industrie als Partner  herbeigeführt werden. Durch Anreiz und Motivation, nicht durch Zwang. Und die österreichische Industrie ist sich ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst. Zahlreiche Unternehmen arbeiten bereits aktiv an der Förderung weiblicher Führungskräfte, durch innovative Maßnahmen wie Mentoringprojekte oder Gender Mainstreaming unter den Führungskräften.  Die IV hat gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und der WKÖ das Führungskräfteprogramm „Zukunft.Frauen“ initiiert. Ein Führungskräfteprogramm  mit dem Ziel, mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen. 

Diese Maßnahmen sehe ich als das beste Mittel um eine solide und dauerhafte Chancengleichheit für  Frauen im Beruf zu erreichen und somit den Weg für mehr weibliche Führungskräfte zu ebnen. 

Nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen basieren meiner Meinung nach auf Freiwilligkeit, auf einem Umdenken, welches nicht erzwungen werden kann. Lassen wir uns die Gleichstellung nicht zur Gleichmacherei abwerten!


Ihre Doris Bock

2 Kommentare:

  1. Ich habe Mikrobiliogie studiert und mit Dr.rer.nat abgeschlossen. Nun finde ich seit 1,5 keinen Job! MINT-Fächer zu promoten halte ich daher für nicht sehr sinnvoll, da damit den Mädchen/Frauen vorgemacht wird, dass sie so eher einen Job finden, was absolut nicht stimmt! Ich habe bei (seltenen) Bewerbungsgesprächen immer das Gefühl, dass die Betriebe Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen skeptisch gegenüber stehen. "Können Sie sich wirklich vorstellen, den ganzen Tag im Labor zu stehen? Das ist schon sehr anstrengend." Als ob ich im Zuge meiner Doktorabreit etwas anderes getan hätte als jahrelang täglich im Labor zu stehen. Mich würde Ihre Meinung zu dieser Problematik sehr interessieren!

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Auch bei den MINT-Fächern ist die Arbeitsmarksituation je nach Studienrichtung unterschiedlich.
      Die Molekularbiologie (und somit auch die Mikrobiologie) ist ein Zukunftsfeld für Österreich und die heimische Industrie. Erfreulicherweise ist die Biologie eines der wenigen MINT-Fächer, bei denen der Frauenanteil bei über 50 Prozent der Absolventen liegt. Nach unseren Informationen ergibt sich im Feld der Molekularbiologie derzeit keine ausgeprägte Mangelsituation an Nachwuchsforscherinnen und Forschern, was auch die längere Such/Wartezeit bis Jobantritt (mit)erklären könnte.
      Das größte MINT-Problemfeld ist aber die „T“echnik (Maschinenbau, Elektrotechnik, etc.). Dort stehen guten Jobaussichten viel zu wenige Bewerberinnen gegenüber – Folge: Mangel an besten Köpfen. Das ist zwar schlecht für die Wirtschaft – aber „gut“ für die Absolventen, die mit sehr geringen Warte/Suchzeiten zu rechnen haben.
      In den letzten Jahrzehnten hat ein Umdenken stattgefunden betreffend Frauen in MINT-Berufen. Langezeit galten diese als „atypisch“. Heute werden Frauen in MINT Berufen von Unternehmen gesucht! Dass dieser gesellschaftliche Prozess (Frauen in die Technik) aber längst nicht abgeschlossen ist, ist uns wohl bewusst. Daher engagieren wir, die IV-Burgenland, uns auch stark in diesem Bereich.

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