Es ist immer ein heikles Thema,
das Pensionssystem!
Von AK- und ÖGB-Präsident
gelobt, vom Forschungsinstitut EcoAustria, dem Europäischen Zentrum für
Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung sowie dem Institut für Höhere Studien als
umfassend reformbedürftig eingestuft. Wenn ich mir das derzeitige Pensionssystem
in Österreich ansehe, dann kann ich mich den Forderungen nach einer
nachhaltigen und umfassenden Reformierung nur anschließen!
Wir brauchen eine Umstellung
von einem leistungs- auf ein beitragsorientiertes Pensionssystem. Dieses wäre
ein Schritt in mehr finanzielle Nachhaltigkeit. Ein beitragsorientiertes System
ist ein faires System, denn die Pensionshöhe hinge von vornherein von den
tatsächlich einbezahlen Beiträgen ab.
Das beitragsorientierte
Pensionssystem würde sich auch positiv auf unsere Wirtschaft auswirken, indem
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen länger im Erwerbsleben verbleiben und so den
Betrieben erfahrene Arbeitskräfte länger erhalten bleiben.
Damit das derzeitige
Pensionssystem nicht weiter zu einer finanziellen Belastung der Allgemeinheit ausgeweitet
wird, bedarf es dringender Reformen!
Im internationalen Vergleich
liegt Österreich beim faktischen Antrittsalter im Schlussfeld und rund vier
Jahre unter dem OECD-Schnitt. In Österreich beträgt das tatsächliche
Pensionsantrittsalter durchschnittlich 59,2 Jahre bei Männer und 57,3 Jahre bei
Frauen! Seit den 70er Jahren ist somit das Antrittsalter um gute 2,7 (Männer)
bis 3,1 (Frauen) Jahre gesunken! Bestehende
frühzeitige Pensionsformen müssen daher dringend effektive eingedämmt und bei
Bedarf auch gestrichen werden!
Wir können es uns nicht
leisten, dass, wie im letzten Jahr, nur 21,4% aller Pensionszuerkennungen aus
dem Grund der normalen Alternspension erfolgen. Über 75% der
Pensionszuerkennungen erfolgt somit mit früherem Pensionsantrittsalter! Und das
bei einer stetig steigenden Lebenserwartung! Diese ist in einem nachhaltigen
Pensionssystem unbedingt zu berücksichtigen!
Auch von einer Gleichstellung
im Hinblick auf ein einheitliches Pensionsantrittsalter für Männer und Frauen
sind wir noch weit entfernt. Mit dem Umsetzungsplan der stufenweisen
Angleichung, die im Jahr 2033 abgeschlossen sein wird, haben wir es wieder mal
unter die Schlusslichter in der EU geschafft, „bravo“!
Verstehen Sie mich bitte nicht
falsch, ich bin durchaus dafür, dass sich jeder den Zeitpunkt seines
Pensionsantritts auswählen kann! Nur muss dann die Höhe der Pension auch
dementsprechend ausfallen. Daher muss ein korrektes Anreiz- und Abschlagssystem
für die Einführung eines flexiblen Pensionsantrittsalters eingeführt werden!
Wer bei Hinweisen auf die hohen
Pensionsausgaben von „Panikmache“ spricht, der dürfte sich nicht eingehend mit
den Kosten beschäftigt haben! Fakt ist,
dass die Pensionshöhen in Österreich überdurchschnittlich sind! Mit einer
Nettoersatzrate von 89,9% des Durchschnittsverdienstes liegt Österreich im
OECD-Spitzenfeld! Der OECD-Schnitt liegt bei 72,1%, der EU27-Schnitt bei 75,6%.
Letztes Jahr betrugen die Gesamtaufwendungen der gesetzlichen
Pensionsversicherung 34 Milliarden Euro, das sind in etwa 11,35% des BIP! Die
Bundesmittel beliefen sich auf rund 8,9 Milliarden Euro, das entspricht mehr
als einem Viertel der Gesamtaufwendungen (26,2% im Jahr 2011). Die Bundesmittel
für die gesetzliche Pensionsversicherung werden laut Prognosen von derzeit rund
3% des BIP auf 6,2% des BIP im Jahr 2045 ansteigen.
Wenn wir die notwendigen
Reformen nicht JETZT durchführen, dann werden wir im Jahr 2060 anstatt der
derzeit etwa 13,6 Prozent des BIP 23 Prozent - und damit knapp ein Viertel des
BIP - für Pensionsausgaben aufwenden müssen!
Das Ziel muss daher sein, dass
die Ausfallhaftung des Bundes für die Pensionsversicherung sukzessive zurückgeführt
wird und schlussendlich entfallen kann.
Es ist an der Zeit ein
zukunftsorientiertes und faires Pensionssystem einzuführen! Die Politik muss
auf Nachhaltigkeit setzen und darf entscheidende Umstände, wie eine stetig
steigende Lebenserwartung, nicht länger ignorieren!
Ihr Manfred Gerger
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