Montag, 8. Oktober 2012

Es wird Zeit für ein faires, nachhaltiges Pensionssystem

Es ist immer ein heikles Thema, das Pensionssystem! 

Von AK- und ÖGB-Präsident gelobt, vom Forschungsinstitut EcoAustria, dem Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung sowie dem Institut für Höhere Studien als umfassend reformbedürftig eingestuft. Wenn ich mir das derzeitige Pensionssystem in Österreich ansehe, dann kann ich mich den Forderungen nach einer nachhaltigen und umfassenden Reformierung nur anschließen!

Wir brauchen eine Umstellung von einem leistungs- auf ein beitragsorientiertes Pensionssystem. Dieses wäre ein Schritt in mehr finanzielle Nachhaltigkeit. Ein beitragsorientiertes System ist ein faires System, denn die Pensionshöhe hinge von vornherein von den tatsächlich einbezahlen Beiträgen ab.

Das beitragsorientierte Pensionssystem würde sich auch positiv auf unsere Wirtschaft auswirken, indem Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen länger im Erwerbsleben verbleiben und so den Betrieben erfahrene Arbeitskräfte länger erhalten bleiben.

Damit das derzeitige Pensionssystem nicht weiter zu einer finanziellen Belastung der Allgemeinheit ausgeweitet wird, bedarf es dringender Reformen!

Im internationalen Vergleich liegt Österreich beim faktischen Antrittsalter im Schlussfeld und rund vier Jahre unter dem OECD-Schnitt. In Österreich beträgt das tatsächliche Pensionsantrittsalter durchschnittlich 59,2 Jahre bei Männer und 57,3 Jahre bei Frauen! Seit den 70er Jahren ist somit das Antrittsalter um gute 2,7 (Männer) bis 3,1 (Frauen) Jahre gesunken! Bestehende frühzeitige Pensionsformen müssen daher dringend effektive eingedämmt und bei Bedarf auch gestrichen werden!



Wir können es uns nicht leisten, dass, wie im letzten Jahr, nur 21,4% aller Pensionszuerkennungen aus dem Grund der normalen Alternspension erfolgen. Über 75% der Pensionszuerkennungen erfolgt somit mit früherem Pensionsantrittsalter! Und das bei einer stetig steigenden Lebenserwartung! Diese ist in einem nachhaltigen Pensionssystem unbedingt zu berücksichtigen!



Auch von einer Gleichstellung im Hinblick auf ein einheitliches Pensionsantrittsalter für Männer und Frauen sind wir noch weit entfernt. Mit dem Umsetzungsplan der stufenweisen Angleichung, die im Jahr 2033 abgeschlossen sein wird, haben wir es wieder mal unter die Schlusslichter in der EU geschafft, „bravo“!

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich bin durchaus dafür, dass sich jeder den Zeitpunkt seines Pensionsantritts auswählen kann! Nur muss dann die Höhe der Pension auch dementsprechend ausfallen. Daher muss ein korrektes Anreiz- und Abschlagssystem für die Einführung eines flexiblen Pensionsantrittsalters eingeführt werden!

Wer bei Hinweisen auf die hohen Pensionsausgaben von „Panikmache“ spricht, der dürfte sich nicht eingehend mit den Kosten beschäftigt haben!  Fakt ist, dass die Pensionshöhen in Österreich überdurchschnittlich sind! Mit einer Nettoersatzrate von 89,9% des Durchschnittsverdienstes liegt Österreich im OECD-Spitzenfeld! Der OECD-Schnitt liegt bei 72,1%, der EU27-Schnitt bei 75,6%. Letztes Jahr betrugen die Gesamtaufwendungen der gesetzlichen Pensionsversicherung 34 Milliarden Euro, das sind in etwa 11,35% des BIP! Die Bundesmittel beliefen sich auf rund 8,9 Milliarden Euro, das entspricht mehr als einem Viertel der Gesamtaufwendungen (26,2% im Jahr 2011). Die Bundesmittel für die gesetzliche Pensionsversicherung werden laut Prognosen von derzeit rund 3% des BIP auf 6,2% des BIP im Jahr 2045 ansteigen.



Wenn wir die notwendigen Reformen nicht JETZT durchführen, dann werden wir im Jahr 2060 anstatt der derzeit etwa 13,6 Prozent des BIP 23 Prozent - und damit knapp ein Viertel des BIP - für Pensionsausgaben aufwenden müssen!

Das Ziel muss daher sein, dass die Ausfallhaftung des Bundes für die Pensionsversicherung sukzessive zurückgeführt wird und schlussendlich entfallen kann.

Es ist an der Zeit ein zukunftsorientiertes und faires Pensionssystem einzuführen! Die Politik muss auf Nachhaltigkeit setzen und darf entscheidende Umstände, wie eine stetig steigende Lebenserwartung, nicht länger ignorieren! 

Ihr Manfred Gerger

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